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Dokumentation & Reportage: Wir waren in der AfD – Aussteiger berichten | ARD Mediathek
www.ardmediathek.deWir waren in der AfD – Aussteiger berichten | Video | 'Wir waren in der AfD' ist die Innensicht einer Partei, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter radikalisiert hat und zugleich ein Film über die Mechanismen politischer Radikalisierung. In der Dokumentation kommen ausschließlich diejenigen zu Wort, die der Partei in den Anfangsjahren begeistert beitraten.
Sie beschreiben, was sie in der Partei gesucht und gefunden haben, aber auch, wie und warum sie mittlerweile ernüchtert und erschrocken über die Entwicklung der AfD ausgetreten sind. Wie haben sie den Radikalisierungsprozess der Partei erlebt? Wie haben Freunde und Familie reagiert? Wann und warum haben sie entschieden, der Partei wieder den Rücken zu kehren? Wie schwierig war der Prozess des Ausstiegs?
Es sind Nachinszenierungen, die dem Film sein optisches Gesicht geben und den Zuschauerinnen und Zuschauern einen einzigartigen Blick in die Gedankenwelt der AfD ermöglichen. 'Wir waren in der AfD' ist nicht in erster Linie eine Chronik der Parteigeschichte, sondern die eine, intime Innensicht einer Partei, die seit über zehn Jahren die etablierten Parteien und das politische Establishment vor sich hertreibt.
Alternativ: die begeben sich da selbst rein und ihnen zu widersprechen bestärkt sie nur in ihrer Ablehnung.
Es gibt ja genügend Studien, dass Menschen noch heftiger an ihre Überzeugung glauben, wenn jemand ihnen gegenteilige Beweise zeigt. Diese Menschen radikalisieren sich dadurch evtl. selbst aus der Gesellschaft.
Und ich muss auch mal ganz ehrlich sagen: ich finde es schwierig zu glauben, dass jemand eines Tages aufwacht und sich denkt “Ey, vielleicht sind Araber gar keine wertlosen Untermenschen, sondern fast sowas wie echte Menschen!”. Das Gedankengut ist doch weiterhin da und mangelndes Wissen kann nun wirklich keiner mehr vorschieben.
Auch darauf wird in der Doku eingegangen. Gegen Argumente sind die die jetzt noch in der Partei sind immun, aber nicht gegen Gefühle.
Stark fand ich den abschließenden Hinweis, AfD Mitglieder zu fragen, wo ihre Überzeugungen lagen als sie in die Partei eingetreten sind, und was sie inzwischen mittragen.
Die wirklich überzeugten strammen Nazis erreicht man wahrscheinlich auch so nicht mehr, die kann und muss man nur bekämpfen.
Ich bin selbst Aussteiger, nicht aus der AfD aber aus einer ähnlich radikalisierten Bubble. Und doch, das geht. Unter den richtigen Umständen ist man aus dem Mindset schneller wieder raus als man reingerutscht ist. Und ja, man kann in die Überzeugung, dass Menschen einer bestimmten Gruppe wertlos sind, tatsächlich durch tägliche Indoktrination allmählich reinrutschen, selbst wenn man vorher linksgrünbürgerlich war.
Ich glaube, du unterschätzt ein bisschen, wo diese Denke herkommt.
Es ist nicht so, dass die AFD Wähler früher Grüne waren und durch ein bisschen zu viel Facebook Faschisten geworden sind. Ich hab Verwandtschaft auf dem Dorf in Mecklenburg. Die haben das, was die AfD heute laut sagt vor 20 Jahren schon leise gesagt. Die Grundstimmung war schon immer so, man hat die Ausländer nur ertragen, weil’s ja nicht anders ging. Das kriegst du nicht aus den Köpfen raus, jedenfalls nicht mittelfristig.
Ich weiß es klingt schlimm, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein erheblicher Anteil der Menschen schlicht für die Demokratie verloren ist. Ob ich straight up Nazi bin, oder so tiefgreifend inkompetent, dass selbst die stumpfeste Propaganda zieht, ist dann eigentlich fast egal. Früher haben diese Leute einfach gar nicht gewählt oder einfach auf CDU defaultet, weil man das eben so macht.
hmm, da hast du warscheinlich recht. Ich komme aus dem linksbürgerlichen Wessi-Umfeld, da war es natürlich relativ einfach möglich, aus der Nazi-Bubble wieder rauszukommen, weil die offline hier kaum stattfindet. Ostdeutschland ist mir in weiten Teilen kulturell völlig fremd.